Seit Anfang diesen Jahres dürfen nun auch Linienbusse auf Fernstrecken fahren, die bis dahin durch ein Monopol von der Bahn blockiert waren. Bedient wird genau die Strecke, die ich brauche und das auch noch zu einem Spottpreis – trotzdem hat es sieben Monate gedauert, bis ich zum ersten Mal außerhalb eines Schul- oder Arbeitsausfluges in einen Reisebus gestiegen bin.
Entschieden habe ich mich auf der Strecke München-Stuttgart für city2city. Kosten sollte mich der Spaß 8€ – für den günstigsten Preis, den ich bei der Bahn mit BahnCard25 und Frühbuchersparpreis für diese Fahrt bekommen kann, könnte ich also mit dem Bus fast zweimal fahren. Erwartet habe ich bei dem Preis zugegebenermaßen nicht allzu viel außer von A nach B zu kommen. Gott sei Dank wurde ich aber dann mehr als positiv überrascht.
Schon die Buchung lief erfreulich einfach und schnell: Die gewünschte Strecke auswählen, Uhrzeit anklicken, Name und E-Mail eingeben, auf Wunsch für ein SMS-Ticket auch die Handynummer, Sitzplatz aussuchen, Zahlungsmethode angeben und ab damit. Zehntelsekunden später hat auch schon mein Handy gepiept und ich hatte eine Mail mit dem Ticket in pdf-Form zum Ausdrucken.
Am Reisetag war der Bus am Münchner ZOB auch ganz einfach zu finden; eine halbe Stunde vor Abfahrt stand ein moderner Reisebus von Mercedes-Benz bereit – an Board zwei Fahrer, die sich noch ihre wohlverdiente Pause genehmigten, bevor es zehn Minuten vor Abfahrt an den Einstieg ging. Einer der Fahrer kümmerte sich um die Passagierliste (das geht heutzutage ja alles ganz einfach via iPad), der andere verstaute das Gepäck. Wie man es vom Flughafen kennt, gab es für jeden Koffer und jede Reisetasche ein Bändchen und man selbst die zugehörige Nummer dazu, damit es später auch keine Verwechslungen geben kann.
Im Bus selbst gab es bequeme Sitze mit – zumindest für mich kleinen Menschen, wie das ein 2m-Riese sieht, weiß ich nicht – ausreichend Beinfreiheit. Dank direkter Platzbuchung kam es auch zu keinem nervigen „wo soll ich denn nur sitzen“ der Mitreisenden. Für die mifahrenden Kinder wurden vom Fahrer sogar noch extra Kindersitze hervorgezaubert.
Los ging es dann relativ pünktlich und zur Einstimmung gab es erstmal einen Sicherheitsfilm. Fehlten eigentlich nur noch die Stewardessen mit ihren typischen Handbewegungen. Die Fahrt selbst verlief so, wie man es eben von einer Fahrt durch den Münchner Stadtverkehrt und über die A8 und B10 kennt – mal läuft es, mal stockt es, mal staut es. Aber für den dicken Unfall-Stau und die daraus resultierende 30-minütige Verspätung kann ja das Busunternehmen nichts. Und da ich ohnehin keinen Zeitdruck hatte und mit genug Proviant ausgestattet war, war es mir auch vollkommen egal, ob wir nun früher oder später ankommen. Der Halt in Augsburg ging dafür so flott, dass man es fast nicht mitbekommen hätte.
Was lässt sich also als Fazit sagen?
Die Buchung lief fantastisch, die Fahrt war angenehm, der Bus modern und sauber, die Toilette eben so, wie Bustoiletten sind – klein und eng. Aber hygienetechnisch einwandfrei. Und der Preis natürlich unschlagbar.
Zu bemängeln gibt es allerdings auch etwas, wenn auch nicht viel. Eine kurze Begrüßung und Vorstellung der Busfahrer wäre schön gewesen. Auch hätte man kurz vor Augsburg eine Durchsage machen können, damit man weiß, wo man gerade ist. Das kann aber auch daran gelegen haben, dass dort niemand ausgestiegen ist; vor Stuttgart hat sich der Beifahrer nämlich zu Wort gemeldet. Vielleicht sollte man auch den Sicherheitsfilm nach den einzelnen Stationen nochmal zeigen, damit auch die Zugestiegenen informiert sind. Und ein kleines Angebot an Getränken und Snacks ist auch nie verkehrt.
Alles in allem habe ich mich irgendwie ein bisschen gefühlt wie auf einem Schulausflug – nur eben mit unbekannten Klassenkameraden. Nochmal fahren werde ich auf jeden Fall. Das nächste Mal aber wahrscheinlich mit einem anderen Anbieter. Nicht, weil city2city schlecht war, im Gegenteil. Aber man möchte doch auch ein bisschen vergleichen.
Ob ich mir allerdings eine längere Fernstrecke im Bus zutrauen würde, weiß ich noch nicht. Grenzwertig waren diese dreieinhalb Stunden schon. Irgendwann möchte man doch mal gerne aufstehen und sich ein wenig die Beine vertreten. Eine Fahrt von acht Stunden oder mehr quer durch die Republik könnten da also ein wenig anstrengend werden. Deswegen werde ich meine BahnCard jetzt auch auf keinen Fall kündigen.
Achso. Noch die Frage, wieso ich denn eigentlich erst jetzt auf den Trichter Bus statt Bahn komme, wo ich doch so gerne unterwegs bin und mir immer daran gelegen ist, Geld zu sparen. Ich will ehrlich sein – bisher dachte ich, ich könne im Bus genauso wenig lesen wie im Auto. Und was will ich auf einer dreistündigen Fahrt ohne was zu lesen? Richtig: Aussteigen. Erfreulicherweise ist das Experiment aber geglückt und meine Befürchtung hat sich nicht bewahrheitet. 1:0 für dich, Bus.